Widerstandsfähig im Job: Drei Kollegen berichten, wie sie es geschafft haben

Zeitdruck, Konflikte, Rückschläge: Jeder hat Phasen in seinem beruflichen Alltag, die einem viel abverlangen. Wie können wir mit solchen Herausforderungen umgehen, trotzdem Ruhe bewahren und einen Ausgleich herstellen? Wir haben Tina Löffler, Irina Gaisdörfer und Ralph Ockert-Zuber gefragt, was sie widerstandsfähig macht.  

Irina Gaisdörfer ist als Pressesprecherin seit 2020 für die Themen Strategie, Finanzen und Nachhaltigkeit zuständig und betreut in dieser Rolle unter anderem unsere Finanzberichterstattung im Rahmen der Bilanzpressekonferenz. Mit der Vorbereitung dazu ist sie jedes Jahr aufs Neue einige Monate beschäftigt. Um in den Hochphasen „runterzukommen“, läuft sie.

Die jährliche „Bilanz PK“ findet zwar erst Anfang März statt, mit der Organisation beginnt Irina Gaisdörfer aber bereits zum Jahreswechsel. Dann liegen die ersten Zahlen vor, an denen man bereits die wesentlichen Entwicklungen des Jahres gut ablesen kann – nicht nur in der DZ BANK, sondern auch bei den Töchtern. „Da gibt es immer mal einen Ausreißer nach oben oder nach unten. Und die müssen wir erklären“, sagt Irina Gaisdörfer. Dazu steht sie von Beginn an in intensivem Austausch mit den Fachbereichen. „Wir sind auf die Expertise der Kolleginnen und Kollegen angewiesen, vor allem wenn es um die Erstellung der Dokumente – Brief an die Aktionäre, Präsentation und Pressemitteilung – geht. Schließlich sind wir Fachfremde und müssen die Entwicklungen anderen Fachfremden – den Journalisten – möglichst einfach und nachvollziehbar erklären.“ Außerdem bereitet das Presse-Team die Co-CEOs auf kritische Fragen vor. Dazu gibt es jedes Jahr einen umfangreichen Q&A, alle Pressesprecher sind eingebunden, weil solche Themen potenziell alle Fachbereiche betreffen. „In der Finanzbranche gibt es permanent neue Entwicklungen und Themen, zu denen Journalisten konkrete Antworten und Einschätzungen erwarten.“
Abhängig von politischen und wirtschaftlichen Ereignissen kann es bis kurz vor der Bilanz-PK immer noch Anpassungen an den Dokumenten geben. Gaisdörfer muss sich also bis zum Ende ihre Flexibilität bewahren. „Es kann immer etwas Unvorhergesehenes passieren. Wie beispielsweise im vergangenen Jahr, als Russland die Ukraine angriff. Einen Tag vor unserer Pressekonferenz haben wir den Tenor unserer Kommunikation geändert. Wir haben nicht mehr von einem „Rekordjahr“ gesprochen, sondern über alle Kanäle hinweg angesichts dieses schockierenden Angriffs sehr nüchtern kommuniziert.“
Gerade in diesen Wochen ist es wichtig, konzentriert und gelassen zu bleiben: „Auspowern hilft mir, in stressigen Phasen besser loszulassen und es ist zudem ein gutes Training für den Alltag“, sagt die Läuferin, die im Studium ihren ersten Halbmarathon absolviert hat. „Schließlich hilft es auch dort, ausdauernd zu sein, auch wenn man mal ein kleines Tief hat.“ Heute läuft sie im Schnitt vier Mal pro Woche - mal auf der Straße, lieber aber im Wald oder im Gebirge. „Am schönsten sind die Läufe morgens früh, wenn die Stadt noch schläft. So beginnen selbst stressige Tage schon mit einem Ausgleich.“

Seit 25 Jahren ist Ralph Ockert-Zuber bereits im Kapitalmarktbereich tätig, genauso lange ist er Schiedsrichter im Handball. Beide Aufgabengebiete haben mehr gemein, als es auf den ersten Blick scheint.

Auf dem Spielfeld geht es nicht nur ums Gewinnen, sondern auch um Respekt, Kommunikation und darum, Herr der Lage zu bleiben – zumindest für die Schiedsrichter. Das ist nicht immer leicht: „Ich habe schon Spiele erlebt, bei denen die Halle tobt und der Schiedsrichter am Ende mit Begleitschutz rausgebracht werden musste“, berichtet Ralph Ockert-Zuber, dem der „Schiri“-Job trotz allem bis heute Spaß macht. „Eigentlich ist es logisch, dass es zu Konflikten kommt, denn Spieler, Trainer und Zuschauer haben jeweils sehr unterschiedliche Sichtweisen auf das Geschehen, abhängig davon, auf welcher Seite sie stehen.“
Anders als im Fußball gibt es im Handball zwei Schiedsrichter, da die Schnelligkeit dieses Kontaktsports einen einzelnen Schiedsrichter regelmäßig überfordern würde. Außerdem müssen Schiedsrichter im Handball viel häufiger Entscheidungen fällen, als das beispielsweise im Fußball der Fall ist. „Ein großer Unterschied zwischen beiden Sportarten ist der Respekt gegenüber den Schiedsrichtern, der ist im Handball viel größer. Disziplinlosigkeiten werden hier schneller und konsequenter bestraft. Im Fußball gibt es viel mehr Diskussionen nach Schiedsrichter-Entscheidungen“, sagt Ockert-Zuber, der vor sechs Jahren trotzdem eine weitere Ausbildung zum Fußball-Schiedsrichter gemacht hat. Neben körperlicher Fitness und Regelsicherheit sind Entscheidungsfreudigkeit, Gelassenheit und Widerstandsfähigkeit wichtige Eigenschaften, die ein Schiedsrichter mitbringen sollte. „Diese Merkmale sind nicht angeboren, man erlernt sie durch viele Erfahrungen im Laufe der Jahre. Natürlich ist es nicht immer leicht, sich in kritischen Situationen nicht „triggern“ zu lassen. Aber Situationen wiederholen sich, und man kann den Umgang damit üben.“
All diese Fähigkeiten helfen Ralph Ockert-Zuber auch in seinem Job im Kapitalmarkt. Da geht es schließlich regelmäßig darum, vergleichbare Situationen zu meistern. „Mein zweiter Job als Schiedsrichter hat mich resilienter gemacht. Denn im Geschäft ist es häufig so wie in der Halle oder auf dem Platz: Einander widersprechende Interessen müssen in Balance gebracht werden. Heute bin ich nicht mehr so leicht aus der Ruhe zu bringen, wenn es mal ruckelt.“

Tina Löffler wurde 2014 zur Gruppenleiterin Produktkommunikation ernannt. Vier Jahre später entschied sie sich, ihre Führungsrolle abzugeben und zurück ins Team zu gehen. Heute moderiert sie neben ihren Aufgaben als Kommunikationsexpertin alle strategischen TxB-Veranstaltungen für die Genossenschaftsbanken und deren Kunden.

„Ich arbeite gerne mit Menschen zusammen und sie bei ihrer Entwicklung zu begleiten, macht mir sehr viel Spaß“ – dass dies aber nicht ausreicht, um in einer Führungsrolle Erfüllung zu finden, berichtet Tina Löffler aus dem Transaction Management. „Als mich mein damaliger Chef fragte, ob ich diese Stelle übernehmen möchte, habe ich nach einiger Bedenkzeit ja gesagt. Eigentlich wollte ich zu diesem Zeitpunkt kürzertreten.“ In den folgenden Jahren, die geprägt waren von Fusion, Abbauprogrammen und Veränderungen im Team, fühlte sich diese Entscheidung immer weniger stimmig für sie an. „Die Rahmenbedingungen hatten sich geändert und die Aufgaben, die ich in dieser Zeit als Führungskraft hatte, machten mich nicht mehr glücklich. Vor allem, weil ich keine Kapazitäten mehr hatte, konzeptionell und kreativ zu arbeiten. So wurde der Spagat zwischen meinen eigenen Erwartungen und denen der anderen immer größer.“ So hat Tina Löffler entschieden, sich wieder mehr auf die eigenen Bedürfnisse zu fokussieren. Konkret:  zurück in eine Expertentätigkeit, wieder mehr inhaltlich gestalten, weniger delegieren und administrieren. 2018 wurde sie wieder Teil des Teams, das sie vorher geführt hat.
„Dieser Schritt hat viel verlorene Energie freigesetzt. Mein Kopf war wieder voller Ideen für neue Kommunikationskonzepte und Veranstaltungen.“ Auf die Idee, diese selbst zu moderieren, kam sie allerdings nicht selbst. Dazu brauchte es den Anstoß ihres Bereichsleiters, wofür Tina Löffler heute noch dankbar ist: „Das Talent, auf der Bühne zu stehen, war für mich eine völlig neue Facette. Das hätte ich in der alten Rolle niemals entdeckt.“ Inzwischen moderiert sie mehrere Veranstaltungen im Jahr und hat viel Freude an der neuen Aufgabe. „Es gehört Mut dazu, ausgetretene Pfade zu verlassen, und meiner Erfahrung nach wird man dafür immer belohnt. Zumindest mir ging es so. Im Nachhinein hätte ich damals besser auf mein Bauchgefühl hören sollen, anstatt zu glauben, alles unter einen Hut bringen zu können.“ Bereut hat sie diesen „Umweg“ aber dennoch nicht. „Ich habe daraus gelernt, dass Resilienz vor allem mit der eigenen Balance zu tun hat und dass nur ich selbst der Gestalter dieser Balance sein kann.“